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Erste Kirche Kreuzberg

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„Zum Wohl des Nächsten und zum Besten der … Gläubigen“

Im Jahr 1723 erbaute der Kölner Domherr Heinrich von Mering in Kreuzberg eine Kirche

Was hat das berühmte Gerokreuz im Kölner Dom mit dem Wipperfürther Kirchdorf Kreuzberg zu tun?

Der Name Kreuzberg hängt mit einer kleinen Kirche zusammen, die 1723 errichtet und 1730 eingeweiht wurde. Die Mittel für den Bau stammten aus einer Familienstiftung des Kölner Domherrn Henrich von Mering aus dem Jahr 1696. Und eben dieser Domherr hat 1683 auch den barocken Altar für das aus dem 10. Jahrhundert stammende Gerokreuz gestiftet; an der Seitenwand der Kreuzkapelle im Dom hängt das Epitaph mit seiner Büste. Der Erbauer des Kreuzberger Kirchleins ist er nicht.

Die Mittel der Stiftung sollten es den Katholiken in der Diaspora des märkischen Sauerlandes ermöglichen, sonntags am Gottesdienst teilzunehmen. Die Herren der adligen Häuser Engstfeld und Schweinendahl bei Lüdenscheid stellten dem Domherrn ihre Hauskapellen zur Verfügung; die Wipperfürther Franziskaner übernahmen die Seelsorge.

Aber was verband den Kölner Domherren mit Wipperfürth? Henrichs jüngerer Bruder, der Mediziner Dr. Theodor Mering, hatte 1664 die Wipperfürtherin Anna Catharina Linden geheiratet, deren Vater Adolph dem Rat angehörte und als Bürgermeister und Richter bezeugt ist (und in dieser Serie bereits zweimal vorkam). Sicher hatte der Domherr als Familienoberhaupt bei der Anbahnung dieses Ehebundes die Finger im Spiel, zumal ein naher Verwandter der Braut als Kirchenjurist zum Kölner Klerus gehörte. Henrich ist auch Taufpate des 1667 geborenen Sohnes Henricus, der sich später selbst Heinrich von Mering nennt. Im Jahr 1700 tritt er die Nachfolge seines Onkels im Domkapitel an, für die er von Kind an bestimmt war.

Nachdem die Häuser Engstfeld und Schweinendahl an Protestanten verkauft worden waren, setzte Heinrich die Stiftungsmittel ein, um nahe der Grenze zum Märkischen „zum Wohl des Nächsten und zum Besten der also verlaßenen Gläubigen“ ein Kirchlein und ein Wohnhaus für den zu bestellenden „Missionar“ zu errichten und die dazugehörenden Ländereien von der Steuer befreien zu lassen. Das Areal an der „via regia“, einer Hauptstraße zwischen dem Bergischen und dem Märkischen, hatte er seinem Wipperfürther Verwandten Hans Jacob Wedding abgekauft. Für den Dachreiter der Kirche ließ er 1723 in Köln eine Glocke gießen, auf der die Wappen seiner Eltern zu sehen sind. Sie hängt heute im Turm der neuen Kirche, mit deren Bau 1867 begonnen wurde, nachdem Kreuzberg 1853 zur Pfarre erhoben worden war.

Zwischen der alten Kirche, von der nur ein Teil der südlichen Langhauswand sowie des Chorabschlusses erhalten ist, und dem Hohen Dom zu Köln gibt es eine weitere Verbindung: Sie beherbergte für eine Nacht die Gebeine der Heiligen Drei Könige, als sie 1794 zusammen mit anderen Reliquien vor den anrückenden französischen Revolutionstruppen in Sicherheit gebracht wurden.

Quelle: Heimat- und Geschichtsverein Wipperfürth, Erich Kahl


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